Allgemeines über Honig
Was genau ist überhaupt Honig?
In der deutschen Honigverordnung erfahren wir bezüglich
der Entstehung in schönstem Beamtendeutsch:
“Honig ist der natursüße Stoff, der von Honigbienen erzeugt
wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete
lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an
Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen
Stoffen umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstocks
speichern und reifen lassen.”
Also entweder sind die Ausgangsstoffe für Honig der Nektar von Blüten (dass, was man sich
klassischer Weise unter Honig vorstellt; kurz Blütenhonig), oder aber die Ausscheidungen
von Blatt- und Schildläusen, sogenannter Honigtau, welche die Bienen sammeln (wie
Ameisen auch) und ebenfalls zu Honig verarbeiten (wer mal sein Auto versehentlich im
Hochsommer unter Linden geparkt hat, kennt die klebrigen Kleckse). Diese Honige nennt
man Blatt- oder Waldhonig. Die Tannenhonige fallen beispielsweise in diese Kategorie. In
der Regel sind sie aromatisch, dunkel und eher flüssiger Natur. Das, was die Bienen
sammeln wird in jedem Fall von diesen eingedickt (getrocknet), mit Fermenten versetzt und
in den Waben eingelagert.
Wichtig ist natürlich die Herkunftsbezeichnung. Lavendelhonige aus Höchstädt sind auch in
Zukunft eher unwahrscheinlich, aber warum normale Blütenhonige einmal rund um die Welt
transportiert werden müssen, versteh ich nicht. Mein persönlicher Liebling ist die
Formulierung, „Mischhonig aus EU- und Nicht-EU Ländern“, wie man sie regelmäßig auf
Supermarkthonigen findet. Alles günstig von Überall zusammengerührt. Am besten mit dem
Zusatz „Imkerhonig“, was in diesem Zusammenhang weniger als Information denn als
Marketing zu sehen ist. Ich weiß gerne, was ich kaufe. Aber wenn ich einen Wein möchte,
habe ich ja auch die Wahl zwischen einer Grand Cru Lage und einem Tetrapack „Rotwein“
aus „Südeuropa“. Honig und Wein haben generell viele Gemeinsamkeiten, sie sind
geschmacklich sehr abhängig von der Region und von Jahr zu Jahr unterschiedlich – was
für mich einen großen Teil des Reizes ausmacht.
Ferner wird bei Honig nach Art der Herstellung unterschieden: Der Normalfall (so auch bei
mir) ist das Schleudern der Waben. Daneben gibt es aber noch Waben- oder
Scheibenhonig, also ganze Stücke der Wabe mit Honig, wie es zum Beispiel in der Türkei
üblich ist. Weiterhin gibt es Presshonig, bei dem die Waben ausgepresst werden.
Eine andere Art der Kategorisierung ist die genaue Zuordnung des gesammelten Nektars bei
Sortenhonigen (wie Raps-, Klee oder Akazienhonig etc.) oder der Wirtspflanzen der
Honigtauerzeuger (Tannenhonig, etc.). Bei Honigen aus verschiedenen Blühten und Tau
kann man auch unterscheiden nach dem Zeitpunkt des Schleuderns, so habe ich einen
Früh- und einen Spättrachthonig im Angebot. Den Spättrachthonig habe ich, weil es schöner
und weniger technisch klingt „Sommer“ (Honig) getauft. Dazu mehr bei den Erklärungen zu
den einzelnen Honigsorten.
Woraus genau besteht nun aber Honig? Selbstverständlich lassen unsere Beamten uns
auch hier nicht allein:
“Honig besteht im Wesentlichen aus verschiedenen Zuckerarten, insbesondere aus Fructose
und Glucose, sowie aus organischen Säuren, Enzymen und beim Nektarsammeln
aufgenommenen festen Partikeln. Die Farbe des Honigs reicht von nahezu farblos bis
dunkelbraun. Er kann von flüssiger, dickflüssiger oder teilweise bis durchgehend kristalliner
Beschaffenheit sein. Die Unterschiede in Geschmack und Aroma werden von der jeweiligen
botanischen Herkunft bestimmt.”
Der Geschmack wird also von der zugrunde liegenden Nektar- oder Tauquelle bestimmt, und
die Zusammensetzung der unterschiedlichen Fruchtzuckerarten entscheidet über die Art und
Geschwindigkeit, wie der Honig kristallisiert.
Manchmal findet man, wenn eine besondere Qualität herausgestellt werden soll, noch das
Attribut ‚kaltgeschleudert‘. Was bedeutet das? Kurz gesagt, nichts. Denn heute werden alle
Honige kaltgeschleudert, die Waben werden dabei auf maximal Bienenstocktemperatur
aufgewärmt (ca. 35°- bis maximal 45°C), darüber hinaus würde das Wachs der Waben auch
den Fliehkräften der Schleuderung nicht mehr standhalten können. Der Begriff ist somit
irreführend und darf nicht mehr verwendet werden. Etwas Anderes ist die Erwärmung des
Honigs im weiteren Verarbeitungsprozess, durch eine Erwärmung verbessern sich die
Fließeigenschaften, wenn große Mengen Honig durch Rohrleitungen gepumpt oder gemischt
werden müssen. Mein Honig wird nie deutlich über die Stocktemperatur hinaus erwärmt.
In diesem Zusammenhang wichtige Indikatoren sind der Enzymgehalt und der HMF-Wert im
Honig. HMF steht für Hydroxymethylfurfural und ist in einer geringen Menge ein Indikator für
die Frische und Naturbelassenheit des Honigs. Ein hoher HMF-Wert deutet dagegen auf
eine Erwärmung oder längere Lagerung hin. Wenn Honig erhitzt wird, bildet sich aus
Fruchtzucker HMF. Der HMF-Gehalt in frisch geschleudertem Honig ist sehr gering und
steigt bei korrekter Lagerung, je nach pH-Wert und Lagertemperatur um ca. 2–3 mg/kg pro
Jahr an. Lagerung bei Zimmertemperatur (21°C) kann den HMF-Gehalt in einem Jahr
bereits auf 20 mg/kg erhöhen. Die EU hat einen HMF-Grenzwert von maximal 40 mg/kg für
Honig, der unter europäischen Bedingungen produziert wurde, festgelegt. Einige nationale
Imkerverbände fordern sogar noch niedrigere Werte, z. B. erlaubt der Deutsche Imkerbund
(DIB) höchstens 15 mg/kg für die Verwendung des Gütesiegels „Echter Deutscher Honig“.
Kurz gesagt, ein hoher HMF- und ein niedriger Enzymwert sind die Indikatoren für eine
massive industrielle Bearbeitung des Honigs. Will man etwa die unterschiedlichen
Grundhonige der Herkunftsangabe „aus Eu und Nicht Eu Ländern“ zu einer einheitlichen
Charge zusammenmischen, kommt man um ein Verflüssigen und Rühren der
Einzelbestandteile nicht herum. Das kann man im Nachgang messen. Echter Honig ist eben
deutlich mehr als bloß süß!
Viele fragen sich (und mich), warum der flüssige Honig vom Imker immer nach einer
gewissen Zeit fest wird, der vom Discounter aber so schön flüssig bleibt?
Fast alle naturbelassenen Honige kristallisieren nach einer gewissen Zeit aus. Ausnahmen
bilden nur Akazienhonig, und manche Tauhonige bleiben ebenfalls sehr lange flüssig. Der
Grund für die unterschiedliche Geschwindigkeit bei diesem Vorgang sind die in
unterschiedlichen Anteilen vorliegenden Zucker. Aber wie schafft die Industrie das? Die
Zusammensetzung der verwendeten Honige ist ja die Gleiche, oder? Hier hilft nochmals ein
Blick in die Honigverordnung in Bezug auf die Beschaffenheit:
“Honig dürfen keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden. Honig muss, soweit möglich,
frei von organischen und anorganischen honigfremden Stoffen sein. Honig dürfen jedoch
keine honigeigenen Stoffe entzogen werden, soweit dies beim Entfernen von anorganischen
oder organischen honigfremden Stoffen nicht unvermeidbar ist.”
Das ist ziemlich eindeutig. Nichts dazu, nichts weg. Aber dann kommt eine kleine
Spezifikation:
“Abweichend davon dürfen gefiltertem Honig Pollen entzogen worden sein.”
Und das ist der Trick. Um zu kristallisieren, braucht es eine übersättigte Lösung und
Kristallisationskeime. Das sind kleinste Unreinheiten im Honig, an die sich Zuckermoleküle
anlagern können um zu immer größeren Kristallen heranzuwachsen. Wenn man den Honig
verflüssigt und dann mit sehr hohem Druck oder einem Vakuum durch eine feine Membran
presst, kann man diese Unreinheiten, in diesem Fall Pollen, aus dem Honig herausfiltern und
dieser bleibt auf sehr lange Zeit flüssig. Das Ganze hat noch einen weiteren Vorteil für die
Industrie: die so gewonnen sehr wertvollen Inhaltsstoffe lassen sich zu einem guten Preis an
die Kosmetikindustrie verkaufen. Der ‘Rest‘ kommt dann als „Imkerhonig“ in den
Lebensmittelhandel. Ich finde das ziemlich irreführend. Honig vom örtlichen Imker enthält
dagegen alle wertvollen Inhaltsstoffe, die von den Bienen gesammelt wurden und in
natürlichem Honig vorkommen. Das Kandieren ist ein Qualitätsmerkmal für einen
naturbelassenen Honig!
Tipp: Wenn Sie flüssigen Honig schätzen (für Ihr Müsli oder über den Jogurt), dann
erwärmen (nicht: erhitzen!) Sie das Glas ein wenig im Wasserbad oder auch der Mikrowelle
auf 40-45° C und der Honig wird wieder flüssig.
Gesetzlich verpflichtend ist die Platzierung folgender Angaben im Sichtfeld der Etikette:
Verkehrsbezeichnung (z.B. Blütenhonig, Lindenblütenhonig, …)
Name und Anschrift des Imkers oder Händlers
Ursprungsland (Siehe Honigverordnung, z.B. Blütenhonig aus Deutschland, …)
Mindesthaltbarkeitsdatum (u.a. „mindestens haltbar bis …“)
Loskennzeichnung (eine Art Chargennummer, Siehe auch Los-Kennzeichungs-Verordnung,
kann bei tagesgenauem Mindesthaltbarkeitsdatum entfallen)
Nettofüllmenge*(in Gramm oder Kilogramm, Schriftgröße 4)
Seit 2014 ist zusätzlich die Anweisung für die Aufbewahrung verpflichtend, empfohlener
Wortlaut z.B.: „Trocken und vor Wärme geschützt lagern!“
Früher wurde lediglich darauf verwiesen „deutlich lesbar“ Etikettierungen vorzunehmen. Nun
sind die Pflichtangaben in einer Mindestschriftgröße vorzunehmen. Dabei muss das kleine x
einer Schrift eine Höhe von mindestens 1,2 mm vorweisen. Einzige Ausnahme bilden Gläser,
deren Oberfläche weniger als 80cm² beträgt. Imker, die also kleine Probiergrößen verkaufen,
müssen nur eine Schriftgröße von 0,9 mm wählen